Umwelteinflüsse begünstigen Entzündungen
Eindrucksvoll wurde auf der Jahrestagung der Umweltmediziner im November 2019 in Berlin der Zusammenhang von Umweltfaktoren und chronischen Entzündungen, einer „Pandemie in Zeitlupe“, aufgezeigt. Stark veränderte Umweltbedingungen führen nach umweltmedizinischer Ansicht bereits bei jungen Menschen in besorgniserregendem Maße zu chronischen Erkrankungen. Unter anderem werden neben veränderten Nahrungsmitteln, verstärkt auftretende Chemikalien und Kunststoffe im Lebensumfeld sowie einseitige Ernährung, Elektrosmog oder Feinstaubbelastungen als Ursachen angeführt.
In seinem Vortrag „Systemische Entzündungen und Autoinflammation – Pathogenese und Diagnostik“ referiert Dr. Volker von Baehr vom Institut für Medizinische Diagnostik in Berlin über die Entstehungsprozesse von Entzündungen, die vor allem in der westlichen Welt auf Umweltfaktoren zurück zu führen sind. Diese Allergien, Autoimmunerkrankungen oder chronischen „Infektionen“ sind Ergebnis des Verlustes der Immuntoleranz, was mit einer immunologischen „Überreaktion“ einhergeht. Dominieren Entzündungsreaktionen verursachende Faktoren entsteht eine Immunhyperaktivität, die die Immuntoleranz stört. Neben den ernährungsbedingten oder der medizinischen, hygienischen Versorgung bzw. der Körperpflege geschuldeten Faktoren sind sogenannte Triggerfaktoren auch Umwelteinflüsse aus Farben, Lösemitteln, Flammschutzmittel, Weichmachern, Bioziden, Haustierhaltung, „sterilen“ Wohnbedingungen, Individual- und Flugverkehr durch Schadstoffeintrag in Luft und Böden, Wasserfilter, Lärmbelästigung, Mobilfunk, elektromagnetische Felder, Schadstoffe aus Verbrennung, Abgasen, Pyro- und Drucktechnik, Ozonbelastung, sozialem Stress, Verunreinigung von Böden und Meeren sowie luftdichte und eine hohe Materialvielfalt aufweisende Bauweisen u.v.a.m. Zusätzlich sind Mehrfachbelastungen durch die Einwirkung mehrerer Faktoren zu berücksichtigen. Wie Umwelteinflüsse chronische Entzündungen auslösen verdeutlicht folgende Graphik aus Dr von Baehr’s Vortrag.
Triggerfaktoren bewirken eine Immunaktivierung, die die Immuntoleranz herabsetzt und bei verstärkter Exposition zu Sensibilisierungen führt, so dass andauende Entzündungsprozesse im Organismus bestehen. Toxische Belastungen und Allergien verursacht durch Triggerfaktoren wie Schimmelpilze, Hausstaub, Metalle, Kunststoffe, Weichmacher, Biozide etc. entstehen. Chronischen Entzündungen führen dazu, dass das Immunsystem alle Energie- und Vitalstoffreserven an sich zieht und das Nervensystem sowie das Muskuläre Gewebe auf Sparflamme arbeiten und anfällig für Folgeerkrankungen werden. Chronische Entzündungen fördern dadurch Krankheitsbilder wie Arterisklerose, Insulinresistenz (Diabetesgefahr) und führen zu Schmerzen. Die komplementäre Therapie bei chronischen Entzündungserkrankungen sollte in der Reduzierung der Triggerfaktoren durch entsprechendes individuelles Verhalten und gesunde Gestaltung der gebauten Umwelt, sowie der Stärkung der (Selbst)Regulationssysteme durch Zufuhr von Vitalstoffen sein.
Baubiologisches Bauen reduziert „Trigger-“ bzw. Risikofaktoren, indem ein gesundes Raumklima geschaffen wird. Dieses Vorgehen verzichtet auf Schadstoffe (aus Kunststoffen, Weichmachern, Flammschutzmitteln, Lösemitteln oder anderweitige Schadstoffe beinhaltenden Zusatzstoffen), beachtet ein den biologischen Bedingungen angepaßtes Elektroklima (Reduzierung von Belastungen aus künstlicher Hochfrequenz oder elektrischen und magnetischen Gleich- und Wechselfeldern) und bedient sich einer einfachen Bauweise mit natürlichen, naturbelassenen Materialien. So reduzieren sich Emissionsquellen und Belastungen. Es wird ein Wohnumfeld geschaffen, in dem Regenerationsprozesse statt finden und Selbstregulationssysteme aktiv werden können.
Quellen:
1. Der Verband Baubiologie präsentiert sich auf der 18. Umweltmedizinischen Jahrestagung,
https://www.verband-baubiologie.de/info-portal/aktuelles/153-der-verband-baubiologie-praesentiert-sich-auf-der-18-umweltmedizinischen-jahrestagung.html
zuletzt abgerufen 08.01.2020
2. Dr Volker von Baehr: Systemische Entzündungen und Autoinflammation – Pathogenese und Diagnostik,
https://www.dbu-online.de/fileadmin/user_upload/Vortraege/JT_2019/1_Dr._Volker_von_Baehr_-_Systemische_Entzuendung_-_Pathogenese_und_Diagnostik.pdf
zuletzt abgerufen 08.01.2020