Klimaschutz und Vorsorge

Wie kann es nach der Corona-Pandemie zu einer widerstandsfähigeren Welt kommen?

Wie ein Virus die Menschen in Atem halten kann, sehen wir seit Beginn des Jahres sehr deutlich. 

Es gibt Stimmen, die sagen, dieses Szenario wird es immer wieder geben. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Geschichte der Pandemien ausführlich betrachtet worden. Man sieht, dass der Zyklus der Epidemien immer kürzer wird1. Wenn die Epidemien der jüngeren Vergangenheit auch nicht alle die globale Tragweite hatten, wie wir es nun sehen, oft sind die weniger gut entwickelten und die ärmeren Regionen, die Leidtragenden. Die zur Zeit in Europa stark Getroffenen werden sich sicher dank vieler Rettungsschirme und dem Kapitalismus im Turbogang wieder auf altes Status Quo bringen können.

Ist aber die Lösung in der Wirtschaft, die auf Maximierung und Konsum ausgelegt ist, zu finden? Sind die Eingriffe, die wir in unserer Umwelt und dessen natürlichem Kreislauf vornehmen, der richtige Weg2? Werden übliche Mechanismen der Ankurbelung der Wirtschaft, wie sie derzeit diskutiert und durchgeführt werden3, und die zunehmende Metropolisierung die Welt nach Corona (wenn es ein „danach“ so schnell wieder geben wird) verbessern bzw. wie es der Präsident des Umweltbundesamts (UBA) Herr Dirk Messner anregt, widerstandsfähiger machen4? Oder stolpern wir weiter von einer Krise in die andere, wie der Süddeutsche Zeitung Artikel betitelt? 

Was können wir tuen gegen dieses Phänomen der wiederkehrenden Krisen, dem wir machtlos ausgesetzt zu sein scheinen? Wird das „Business as usual“ sich durchsetzen und Klimaziele und Innovation erstmal wieder hinten anstellen, um sich (bis zur nächsten Krise) wieder einigermaßen zu erholen? Ist es nicht sinnvoll die Wege aus den Krisen mit neuen Pfaden zu gehen, so dass eintreffen kann, was Herr Messner fordert, eine widerstandsfähigere Welt? 

Herr Prof. Dr. Wouter Venstiphout von der TU Delft, Department of urbanism, Professor of design as politics, eine Professur an der Schnittstelle zwischen Design und Politik, sieht voraus, dass die Krise „die Blase“ der globalen Städte schwer treffen wird. Prof. Venstiphout wünscht sich die Corona-Krise als Katalysator für eine Dezentralisierung. Eine „gehbare Stadt“ ist das Szenario, welches er in einem NBC Artikel vom 13.04.2020 zum Thema5, wie beeinflussen Pandemien unsere Lebens- und Bauweisen, vorschlägt.

Sehen wir uns die vielfach publizierten Satellitenaufnahmen von stark umweltbelasteten Regionen an (China/Norditalien6 7), sehen wir, dass der Stillstand (allgemein als Lockdown bezeichnet) in wenigen Wochen ein ganz anderes, weitaus „sauberes“ Bild von der Erde von oben zeigt. Auch Venedig freut sich über sauberes Wasser und weniger Lärm und Verschmutzung der schönen Lagunengewässer wie ein Beitrag auf Arte dokumentierte8. Dass die Klimaziele für 2020 voraussichtlich durch den Stillstand wegen Corona eingehalten werden, ist ein schon fast peinliches Detail der Krise9!

Die Krise als Chance zu begreifen und auch im Umgang miteinander und der Umwelt dazu zu lernen, ist ein wünschenswertes Ziel. Es geht darum „Lebensstile [zu schaffen], die Wohlbefinden mit den Grenzen der Ökosysteme in Einklang bringen“10, um es nochmal mit den Worten von Herrn Messner vom UBA zu sagen.

Gesundheitliche Vorsorge zu schaffen durch Gesundheitsförderung, auch für sozial Benachteiligte, und eine gesund gebaute Umwelt einerseits, andererseits Resilienz zu erhöhen durch eine richtig umgesetzte dezentrale Energiewende sowie durch resiliente Design Systeme wie sie das Permakultur Design als, auch soziokulturell einsetzbares, Designprinzip bietet, sind Lösungen die sich bereits vielfach bewährt haben und in einem nicht nur regionalen Kontext funktionieren. 

Gerne empfehle ich hierzu die Lektüre von „Das Wesen der Permakultur“ von David Holmgreen (als Download auf permacultureprinciples.com11 frei verfügbar). Darin wird die systemische Denkweise des Permakultur Designs für die Entwicklung einer Kultur der Nachhaltigkeit, wie sie es im Wortsinne gemeint ist, und einer zukunftsfähigen Lebensweise erläutert. 

Dezentralisierung als lösungsorientierter Ansatz ist seit jeher ein wichtiger Bestandteil in der Baubiologie. Informativ und in globalen Kontext gesetzt ist in der Veröffentlichung „Wie wollen wir in Zukunft leben und wohnen?“12 von Architekt und Baubiologie Christoph Bijok im Baubiologie Magazin nachzulesen wie Verstädterung und die damit einhergehende sozialökologische Problematik zu bewerten und zu lösen ist. 

Großstädte haben ihren Sinn und Reiz, ohne Frage; jedoch ist ein wichtiger Bestandteil widerstandsfähigen Lebens die Aktionsfähigkeit eines jeden Systems. In Zeiten von Corona sehen wir, das globale Vernetzung, industrielles Outsourcing und Großstrukturen schnell an Ihre Grenzen kommen und ihre lebensfähig einbüßen. Meines Erachtens ist Selbtbemächtigung und -versorgung neben dezentralen Strukturen ein wichtiger Schritt in eine nachhaltigere Zukunft. 

1https://time.com/5819801/rethink-industrialized-farming-next-pandemic/ abgerufen 20.4.20

2Ebenda

3https://www.greenpeace-magazin.de/nachrichten/coronavirus-fluch-oder-segen-fuer-den-klimaschutz abgerufen 20.4.20

4https://www.sueddeutsche.de/politik/corona-klima-umweltbundesamt-1.4860713? abgerufen 20.04.20

5https://www.bbc.com/turkce/haberler-dunya-52273894 abgerufen 20.4.20 

6https://www.sueddeutsche.de/politik/coronavirus-klimawandel-nachhaltigkeit-1.4873975 abgerufen 20.4.20

7https://www.nzz.ch/wissenschaft/italien-weniger-smog-als-folge-der-coronakrise-ld.1546699 abgerufen 20.4.20

8https://www.arte.tv/de/videos/090637-071-A/re-sperrzone-norditalien/ abgerufen 20.4.20

9https://www.sueddeutsche.de/politik/coronavirus-klimawandel-nachhaltigkeit-1.4873975 abgerufen 20.4.20

10https://www.sueddeutsche.de/politik/corona-klima-umweltbundesamt-1.4860713? abgerufen 20.4.20

11https://files.holmgren.com.au/downloads/Essence_of_Pc_DE.pdf?_ga=2.152381113.1822318984.1587140125-1889978313.1570296282 abgerufen 20.4.20

12https://baubiologie-magazin.de/wollen-zukunft-leben-wohnen/?highlight=zukunft abgerufen 20.4.20