Postwachstumsökonomie

… baulich gedacht…

Ein bemerkenswerter Aufruf des eindringlich berichtenden und forschenden Vertreters der Postwachstumsgesellschaft Niko Paech1 zur Verordnung einer „Öko-Diät“ für Alle ist mir kürzlich zugekommen. Die „Konsumverstopfung“, an der die globale Welt – verursacht durch die Ressourcen verschlingende westliche Welt – leidet, ist nach Paech, dem Autor des Buches „Befreiung vom Überfluss“, durch wenige einfache Maßnahmen zu lindern. Die Wortauswahl in diesem Zusammenhang ist sehr treffend gewählt, wird doch die Wirtschaft in einen lebenden Organismus mit pathologischen Symptomen verwandelt. Gesunde Wirtschaft, also Wirtschaft, die gut tut, ist nicht zwangsläufig zum Wachstum gezwungen (siehe auch im plan b Beitrag des ZDF) : 

Paech sieht 4 elementare Ebenen zur „Heilung“ dieser krankhaften Erscheinung, die eine nachhaltige ökologische Entwicklung und damit eine zukunftsfähige Moderne erst ermöglichen. Das Fundament hierfür , um sich sprachlich auch bei der Architektur zu bedienen, bildet die soziale Gerechtigkeit in globalem Maßstab. Wir sind angehalten nur soviel zu gebrauchen, wie einem Jeden der im Durchschnitt ca. 8 Milliarden Menschen (von 2010-2050 gerechnet) zustehen würde, um das 2 Grad Ziel vom Pariser Abkommen bis 2050 einzuhalten. Derzeit entspricht dies nach Berechnungen2 des WGBU (wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen) je Person 2,3 Tonnen/CO2 pro Jahr. Zum Vergleich: ein Standard-Hin-&Rückflug über den Atlantik DUS/NY liegt bei der CO2-effizientesten Option laut Kompensationsrechnung (z.B. atmosfair) noch bei 2,85 Tonnen CO2.

Gesunde Wirtschaft 

Die 4 Ebenen einer gesunden Wirtschaft basieren nach Paech auf Genügsamkeit, Selbstversorgung, Regionalökonomie und Reparaturwirtschaft bzw. Abbau von Obsoleszenz und entsprechendem Umbau der Industrie.

Genügsamkeit im Sinne von Resilienz: nur soviel zu wollen, wie ich brauche. So schafft man einen genügsamen Konsum, der mit der nötigen Aufmerksamkeit und Zeit zu mehr Genuss und damit Glück und Zufriedenheit führt. 

Selbstversorgung im Sinne von Eigenproduktion: sei es von Lebensmitteln oder Herstellung eigener Produkte beim Nähen, Stricken, Werken etc. und im Sinne einer Ökonomie des Teilens.

Regionalökonomie im Sinne von Unterstützung der Bedürfnisse der genügsamen Konsumenten bzw. selbst produzierenden lokalen Bevölkerung, da nicht alles selber geleistet werden kann, z.B. durch Reparaturdienstleistungen für komplexere Gegenstände oder Verleihservice.

Industrieumbau im Sinne von hochwertigerer und reduzierter Produktion, so dass die so frei werdende Arbeitsleistung dem einzelnen die Zeit verschafft den Wandel zum Prosumenten wie oben beschrieben zu vollziehen. Das Ganze begleitet durch den Umbau des Bildungs- und Erziehungssystems mit dem Fokus auf einer Aufwertung des Handwerks und dem Ausbau sozialer Vernetzung zum Kompetenzaustausch. 

Im nachhaltigen Bauen entspricht das den Bestrebungen vieler Akteure im Bereich des Rezyklierens in einer Kreislaufwirtschaft (siehe auch Urban Mining), des kreislauffähigen Designs (siehe cradle to cradle) oder des Transformationsdesigns als Weg in eine zukunftsfähige Moderne, das Harald Welzer mit eigenem Lehrstuhl an der Europa Universität Flensburg lehrt. 

Suffizienz beim Bauen 

Eine durchaus logische und vernünftige Überlegung im Zusammenhang mit zukunftsfähigem suffizientem Bauen ist die Meinung, die Daniel Fuhrhop in seinem Buch „Verbietet das Bauen“ vertritt. Fuhrhop plädiert für eine aufgeklärte Nachhaltigkeitspolitik, in der nicht wirtschaftliche Interessen vor problematische Aspekte wie Ressourcenverknappung, immensen Platzbedarf und Nutzung grauer Energie beim Bauen gestellt werden. Durch eine „zukunftsweisende urbane Transformationsstrategie“3 strebt auch er mehr soziale Gerechtigkeit an. In seiner Streitschrift entwickelt er Ideen zur Nutzung des vorhandenen Baubestands und Strategien für neue urbane Lebensweisen. Er entwickelt hierzu 50 Werkzeuge von einfachen Ideen wie Modernisierung und Umnutzung statt Abriss bis hin zu gemeinschaftlichem Wohnen zur Reduzierung der Platzverschwendung oder einer Aufwertung von schwächeren und Abwertung von stärkeren Regionen, um den Zuzug in populäre Orte und damit erhöhten Wohnraumbedarf zu minimieren. 

Nutzen wir den Bestand vollumfänglich so nutzen wir Ressourcen auch im bereits Vorhandenen. Architekten und Stadtplaner sind gefragt, dem Abrisswunsch nicht sofort zuzustimmen. Die Wirtschaftlichkeit im ökologisch nachhaltigen Sinne beinhaltet also mehr Ebenen als lediglich den Vergleich von Investitionskosten.

Vegetarian Architecture – gesunde baubiologische Architektur

Ergänzend sollte das Augenmerk beim Bauen weiter auf erneuerbaren und nachwachsenden Rohstoffen liegen, so dass der Rohstoffverknappung Einhalt geboten wird. Betrachten wir die Postwachstumebenen nach Paech birgt diese Vorgehensweise auch den Vorteil, dass der Prosument selbst aktiv werden und mit gestalten kann, so z.B. bei einem mit Strohballen gedämmten/gebauten Haus: beim Einbringen der Ballen bis hin zum Auftragen des Lehmputzes auf den Stroh, beides Rohstoffe, die lokal bzw. vor Ort aus den Ressourcen des Grundstücks gewonnen werden können.

Eine derzeit spannende Lektüre zu nachhaltiger Architektur, vegetarian architecture von Andrea Bocco Guarneri, verknüpft die Ideen des ökologischen Bauens mit dem Vegetarismus zum Vegetarischen Bauen4, indem er die Lehren der Ökologie aus der Landwirtschaft in architektonische Prinzipien umwandelt: 

  • Bauen im Einklang mit der Natur
  • natürliche und lokale Materialien kennen und verwenden
  • Energienutzung nur im nötigen Maß
  • Materialien ohne künstliche Zusätze und keine monopolisierten Baustoffe verwenden
  • Handwerk bevorzugen
  • Eigenleistung einbringen
  • wenig und gesund verarbeitete Baustoffe einsetzen
  • Wertschätzung der eigenen Leistung
  • Genügsamkeit leben

Der Einsatz von pflanzlichen und mineralischen Baustoffen, die Regionalität, das handwerkliche Ausführen, die Rohstoff- und Energieeffektivität sind Fundamente der baubiologischen Bauweise (siehe 25 Leitlinien der Baubiologie), die somit schon immer vegetarisches Bauen darstellt. Um die Metapher weiter zu spinnen bezeichne ich baubiologisches Bauen gerne auch als clean building. Eine Bauweise, die nur wenige nachhaltige Materialien braucht, um gesund und ökologisch zu sein und auf dem Begriff des clean eating5,, basiert, dass die Verwendung von frischen, natürlich belassenen, vollwertigen, also wenig industriell verarbeiteten Lebensmitteln, am besten selbst zubereitet,und bio, regional und saisonal bezogen, empfiehlt.

Das Bauen im Bestand kommt der ökologischen Bauweise zusätzlich zu Gute, da so weniger graue Energie aufgewendet wird und bereits eingesetzte Baustoffe per se recycled werden. 

Well v2 – der neueste gesunde Trend aus den USA?

Moderne Tendenzen aus dem angelsächsischen Raum bieten Baufachleuten mit der Zusatzqualifikation zum WELL AP seit neuestem das Fachwissen gesundheitsbewusstes Bauen in Kombination mit Ernährungsweisen und Stärkung des Mentalen zu setzen. Einmal mehr sieht man, dass nach der DGNB, die raumklimatische Aspekte in Zusammenhang mit Schadstoffen in Ihre Kriterienkataloge integriert hat, nun auch zielgerichtetere Zertifizierungen von global agierenden Institutionen immer mehr die Gesundheit in Zusammenhang mit dem Bauen stellen. Mit dem VDB-Zert bietet der Berufsverband Deutsche Baubiologen e.V. ein vollumfänglich auf das gesunde Bauen abgestimmtes Zertifizierungsprogramm mit Betrachtungen aller Kriterien nach den Leitlinien der Baubiologie an, dessen sich auch zum Beispiel der baubiologische Fertighausbauer BauFritz bereits bedient6.

Auch die Kombination der Produktion von Lebensmitteln im baulichen und urbanen Kontext ist in vielen Projekten thematisiert. Die Nachwachsende Stadt sowie z-farm sind gute Beispiele für Initiativen und Forschungsprojekte zum Thema resiliente Städte und Regionalökonomie. Schöne Gelegenheiten urbanen Gärtnerns bieten einige Kommunen Ihren Bürgern frei Haus an. So baut die Kommune Andernach in öffentlichen Grünanlagen Gemüse, Kräuter und Salate für die Stadtbevölkerung an. Essbare Pflanzen wie Wildkräuter, -beeren oder -obst werden in „Essbare Stadt“ -Karten im Internet veröffentlicht7. In vielen Städten kann man saisonweise Beete zur Selbstpflege mieten oder bei Nachbarschaftsgärten mit machen. Jeder kann somit also seinen ganz persönlichen Beitrag zur Postwachstumsökonomie leisten und Prosument werden. 

1https://www.youtube.com/watch?v=jv7EgsjT3f0

2https://www.atmosfair.de/de/gruenreisen/persoenliches_klimabudget/

3Daniel Fuhrhop VERBIETET DAS BAUEN!, S.8, oekom 2015

4https://www.jovis.de/de/buecher/haeuser/product/vegetarian-architecture.html

5https://www.zentrum-der-gesundheit.de/clean-eating-ia.html

6https://www.baufritz.com/de/gesundheit-und-baubiologie/baubiologie/vdb-zert/

7https://mundraub.org/map#z=7&lat=50.91&lng=11.56

Die Schönheit der Dinge

„Jeder Schimmer natürlicher Inspiration erinnert uns daran, wahrzunehmen und wertzuschätzen, was uns gerade zu Füßen liegt, in all seiner flüchtigen Schönheit.“ (Beth Kempton)

Die Dinge, die uns umgeben, sollen schön sein, unserem Geschmack entsprechen, auch erschwinglich sein. Sie sollen ihre Funktion erfüllen und uns gut repräsentieren. 

Aber denken wir auch darüber nach, welche Wirkung sie auf uns haben sollen? Wie sie uns biochemisch und biophysikalisch beeinflussen? Wie wähle ich Materialien, die ich in meinem Zuhause um mich haben werde, aus? Das betrifft zunächst meine Möbel, auch die Raumoberflächen. Renoviere ich, oder baue ich, betrifft es auch Baustoffe. Wie unsere Nahrung und unsere Kleidung beeinflussen Materialien, die uns umgeben, unseren Organismus. Somit ist es wert über diese Frage der Auswahl nachzudenken.

Ein Material, ein Baustoff als Oberfläche, hat nicht nur haptische und optische Komponenten. Es besteht aus Rohstoffen, aus denen es verarbeitet ist, es übernimmt funktionale Eigenschaften, weist eine bestimmte Oberflächenbeschaffenheit auf, hat eine gewünschte oder natürliche Farbe und besitzt gegebenenfalls einen (Eigen-) Geruch. Einmal verbaut, agiert und reagiert es stets weiter. Materialien verhalten sich zum Innenraumklima, zur Feuchtigkeit, zur Temperatur; sie gehen chemische Prozesse ein, dünsten Bestandteile aus, nehmen Bestandteile aus der Luft auf und bestimmen damit zum großen Teil das Raumklima. Dieses wiederum beeinflusst die Behaglichkeit unserer Räume und die Wirkung auf unsere Gesundheit.

Wie kann ich das Material, das ich einsetze, verbaue, darin lebe, also aussuchen? Ich muss demnach viel über ein Material heraus bekommen, bevor ich mich entscheiden kann, es einzusetzen. 

Gehen wir also auf einige Auswahlkriterien und Parameter von Materialien ein.

Die Inhaltsstoffe

Wie (leider) viele Lebensmitteln und Kleidung sind Baustoffe industriell hergestellte Produkte. Sie können mehr oder weniger viele Inhaltsstoffe haben. Im Unterschied zu Lebensmitteln gibt es selten eine vollständige „Zutatenliste“, an der man erkennen kann, wieviele Inhaltsstoffe enthalten sind. Aus der Lebensmittelbranche kennen wir die sogenannten E-Nummern, eine Lebensmittelkennzeichnung der Zusatzstoffe1, die man z.B. für allergisierende Inhaltsstoffe ansehen sollte. Kleidung durchläuft im Herstellungsprozeß viele Schritte, in der auch chemische Substanzen eingesetzt werden. Dies gilt für Färbungen, das Gerben von Leder, spezielle Waschungen von Denim etc. Hier ist die Transparenz ein wenig diffuser und jedem mehr oder weniger selbst überlassen sich zu informieren. Mittlerweile gibt es zahlreiche Siegel und Zertifizierungen, die „giftfreie“ Herstellung oder Kleidung versprechen2. Zuletzt wurde seitens der Bundesregierung im September 2019 das Label Grüner Knopf3 für mehr Orientierung der Verbraucher zu ökologischen und sozialen Standards im Textilbereich ins Leben gerufen.

Für Baustoffe gibt es ebenfalls zahlreiche, auch ökologische und gesunde Baustoffe zertifizierende, Siegel wie natureplus4, für Gebäude zum Beispiel das IBN-Zertifikat für baubiologisch wertvolle Bauweisen5.

Im Zuge der Ökobilanzierung6, einer Betrachtung des Lebenszyklus von Produkten, die bei den gängigen Gebäudezertifizierungsprogrammen wie dem DGNB Siegel7 oder dem BNB Siegel8 (für Bundesbauten) auch erforderlich werden, werden Baustoffe auf Ihre Rohstoffe und Herstellungsweisen und die sich daraus ergebenden Umweltwirkungen geprüft. Dies wird mittlerweile in sogenannten Umweltproduktdeklarationen (EDP für environmental product declaration), in gewissem Maße aufzeigt. Viele Hersteller tuen sich allerdings nach wie vor schwer damit eine „Volldeklaration“ zu veröffentlichen, da oft das Firmengeheimnis oder der Know-How Schutz der speziellen Technologie hinter der Produktherstellung, die Priorität besitzt. 

So kommt es, dass Inhaltsstoffe verwendet werden, die ab gewissen Konzentrationen gesundheitsschädlich sein können oder der Umwelt schaden, weiterhin genutzt werden. Dies wird im Rahmen der Zertifizierungen anhand von Raumluftmessungen, die die Konzentration von Schadstoffen, z.B. VOC (volatile organic compounds – flüchtige kohlenstoffbasierte Schafstoffe) messen, überprüft. Jedoch gibt es zahlreiche Projekte, die keine Zertifizierung und damit Überprüfung der gesundheitsgefährdenden Stoffe im Gebäude, anstreben. 

Bauen Sie für sich selber – neu oder um – sollten Sie berücksichtigen, dass nicht nur ein Material den Innenraum belegt. Es gibt einen regelrechten „Cocktailmix“ von Inhaltsstoffen, die die Raumluftqualität bestimmen und in unserem Körper, einmal über die Atmung oder die Haut aufgenommen aufeinander reagieren und verschiedenste Metabolite verursachen können.9

Das Wesen der Dinge

Zurückkommend auf die Schönheit der Dinge, will ich anhand des Dreiklangs „gut-wahr-schön“ auf die gesunden Aspekte von Materialien eingehen. Für mich ist das Material, das gut, wahr und schön ist, oft auch gesund für uns und für die Umwelt. Platon und auch die indische Philosophie bedienen sich diesem Dreiklang um Leben und Kultur zu erklären. Auch neurobiologisch hängen die Begriffe zusammen, wie bei Manfred Spitzer in „Das Wahre, Schöne, Gute: Brücken zwischen Geist und Gehirn “ nachzulesen ist. Demzufolge ist Wahrheit „mit positiver Bewertung (und diese wiederum mit Schönheit) verknüpft, Falschheit entsprechend mit negativer Bewertung, bis hin zu körperlichem Unwohlsein.“ (Schattauer, 2009) Weiter heißt es darin: „Die bisher vorliegenden Daten sprechen für eine Überlappung der Verarbeitung von Gut und Schön im Gehirn.“

Der indische Philosoph Vivekananda drückt es wie folgt aus:

Was gut ist, ist auch wahr und schön.

Was wahr ist, ist auch gut und schön.

Was schön ist, ist auch gut und wahr.

(aus Fernlehrgang Baubiologie, Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit)

Die Schönheit des Materials liegt in seiner Wahrheit und in dem Guten, dass es uns und der Umwelt tut. Es hat 

  • auskömmlich bestenfalls nachwachsend zur Verfügung zu stehen, 
  • langlebig zu sein, 
  • wiederverwendbar oder kompostierbar und 
  • regional verfügbar zu sein, 

es hat 

  • in der Herstellung, 
  • im Transport 
  • am Einbauort und 
  • dem Rückbau 

mit wenig (Energie-) Aufwand verbunden zu sein 

und es soll am Abbau- und Herstellungsort weder 

  • Umwelt- noch 
  • soziale Probleme 

verursachen.

Das ist ein großes Paket an Dingen, die ein ökologisches und gesundes Material leisten muss, gerade in einer Zeit, in der vieles auf Schnelligkeit und „Kurzlebigkeit“ aufbaut. Doch Hochwertigkeit und Qualität sowie Muße beim Schaffen machen sich bezahlt. Was uns schlussendlich umgibt, formt, fördert, beeinflusst uns, ohne dass wir es wahrnehmen oder manchmal sogar wahrhaben wollen. 

Ein Raum, der stets „gute Luft“ hat, schöne haptische Oberflächen bietet und aus ehrlichen (wahren) Materialien besteht, ist in der Regel mit natürlichen Materialien belegt. So ist ein Parkett und eine lehmverputzte Wand, so sind Teppiche aus Naturfasern und Möbel aus Holz, Polsterungen aus Kokosfasern oder Naturlatex, Farben auf Naturbasis, Textilien aus Naturfasern, die Dinge, die die „Seele“ des Raumes ausmachen. Es sind Dinge, die gerade im Laufe der Zeit mit der entsprechenden Patina Ihren Wert steigern und Charakter erhalten, die Geschichten erzählen und zu uns gehören. Neben dem Pluspunkt, dass sie von Natur aus eher nicht gesundheitlich belasten, fördern sie mit ihrer Materialität und ihrer natürlichen Schönheit unser Wohlbefinden. 

Die Lehre des perfekt Unperfekten, Wabi Sabi, aus dem Japanischen, zelebriert dies quasi im perfekten Maße. Beth Kempton beschreibt dies sehr schön in Ihrem Buch Wabi Sabi. Die japanische Weisheit für ein perfekt unperfektes Leben (Lübbe, 2019): 

Das perfekt Unperfekte (Wabi-Sabi) „ist eine intuitive Erwiderung der Schönheit, welche die wahre Natur des Lebens widerspiegelt.“

weitere Literatur und Quellen:

https://www.neues-deutschland.de/artikel/10683.schafwolle-faengt-schadstoffe.html

https://publications.rwth-aachen.de/record/61250/files/Thome_Stefan.pdf

https://wissenwiki.de/Lehmputz

https://www.researchgate.net/publication/340378016_Lowtech_im_Gebaudebereich_Forschung_fur_die_Praxis_Band_21

https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/tag-der-biologischen-vielfalt-1754252

1https://www.lebensmittelverband.de/de/lebensmittel/inhaltsstoffe/zusatzstoffe/liste-lebensmittelzusatzstoffe-e-nummern abgerufen am 28.05.20

2https://utopia.de/ratgeber/siegel-kleidung-textilien-ohne-gift-textilratgeber-greenpeace/ abgerufen am 28.05.20

3https://www.gruener-knopf.de/index.html abgerufen am 28.05.20

4https://www.baubook.at/natureplus/?SW=32&lng=1 abgerufen am 28.05.20

5https://baubiologie.de/gutachten-und-zertifikate/ abgerufen am 28.05.20

6https://www.umweltbundesamt.de/themen/wirtschaft-konsum/produkte/oekobilanz abgerufen am 28.05.20

7https://www.dgnb-system.de/de/ abgerufen am 28.05.20

8https://www.bnb-nachhaltigesbauen.de/bewertungssystem.html abgerufen am 28.05.20

9https://www.researchgate.net/publication/330913721_Das_Holzschutzmittel_Dichlofluanid_-_ein_bisher_unterschatztes_Wohngift abgerufen am 28.05.20

Klimaschutz und Vorsorge

Wie kann es nach der Corona-Pandemie zu einer widerstandsfähigeren Welt kommen?

Wie ein Virus die Menschen in Atem halten kann, sehen wir seit Beginn des Jahres sehr deutlich. 

Es gibt Stimmen, die sagen, dieses Szenario wird es immer wieder geben. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Geschichte der Pandemien ausführlich betrachtet worden. Man sieht, dass der Zyklus der Epidemien immer kürzer wird1. Wenn die Epidemien der jüngeren Vergangenheit auch nicht alle die globale Tragweite hatten, wie wir es nun sehen, oft sind die weniger gut entwickelten und die ärmeren Regionen, die Leidtragenden. Die zur Zeit in Europa stark Getroffenen werden sich sicher dank vieler Rettungsschirme und dem Kapitalismus im Turbogang wieder auf altes Status Quo bringen können.

Ist aber die Lösung in der Wirtschaft, die auf Maximierung und Konsum ausgelegt ist, zu finden? Sind die Eingriffe, die wir in unserer Umwelt und dessen natürlichem Kreislauf vornehmen, der richtige Weg2? Werden übliche Mechanismen der Ankurbelung der Wirtschaft, wie sie derzeit diskutiert und durchgeführt werden3, und die zunehmende Metropolisierung die Welt nach Corona (wenn es ein „danach“ so schnell wieder geben wird) verbessern bzw. wie es der Präsident des Umweltbundesamts (UBA) Herr Dirk Messner anregt, widerstandsfähiger machen4? Oder stolpern wir weiter von einer Krise in die andere, wie der Süddeutsche Zeitung Artikel betitelt? 

Was können wir tuen gegen dieses Phänomen der wiederkehrenden Krisen, dem wir machtlos ausgesetzt zu sein scheinen? Wird das „Business as usual“ sich durchsetzen und Klimaziele und Innovation erstmal wieder hinten anstellen, um sich (bis zur nächsten Krise) wieder einigermaßen zu erholen? Ist es nicht sinnvoll die Wege aus den Krisen mit neuen Pfaden zu gehen, so dass eintreffen kann, was Herr Messner fordert, eine widerstandsfähigere Welt? 

Herr Prof. Dr. Wouter Venstiphout von der TU Delft, Department of urbanism, Professor of design as politics, eine Professur an der Schnittstelle zwischen Design und Politik, sieht voraus, dass die Krise „die Blase“ der globalen Städte schwer treffen wird. Prof. Venstiphout wünscht sich die Corona-Krise als Katalysator für eine Dezentralisierung. Eine „gehbare Stadt“ ist das Szenario, welches er in einem NBC Artikel vom 13.04.2020 zum Thema5, wie beeinflussen Pandemien unsere Lebens- und Bauweisen, vorschlägt.

Sehen wir uns die vielfach publizierten Satellitenaufnahmen von stark umweltbelasteten Regionen an (China/Norditalien6 7), sehen wir, dass der Stillstand (allgemein als Lockdown bezeichnet) in wenigen Wochen ein ganz anderes, weitaus „sauberes“ Bild von der Erde von oben zeigt. Auch Venedig freut sich über sauberes Wasser und weniger Lärm und Verschmutzung der schönen Lagunengewässer wie ein Beitrag auf Arte dokumentierte8. Dass die Klimaziele für 2020 voraussichtlich durch den Stillstand wegen Corona eingehalten werden, ist ein schon fast peinliches Detail der Krise9!

Die Krise als Chance zu begreifen und auch im Umgang miteinander und der Umwelt dazu zu lernen, ist ein wünschenswertes Ziel. Es geht darum „Lebensstile [zu schaffen], die Wohlbefinden mit den Grenzen der Ökosysteme in Einklang bringen“10, um es nochmal mit den Worten von Herrn Messner vom UBA zu sagen.

Gesundheitliche Vorsorge zu schaffen durch Gesundheitsförderung, auch für sozial Benachteiligte, und eine gesund gebaute Umwelt einerseits, andererseits Resilienz zu erhöhen durch eine richtig umgesetzte dezentrale Energiewende sowie durch resiliente Design Systeme wie sie das Permakultur Design als, auch soziokulturell einsetzbares, Designprinzip bietet, sind Lösungen die sich bereits vielfach bewährt haben und in einem nicht nur regionalen Kontext funktionieren. 

Gerne empfehle ich hierzu die Lektüre von „Das Wesen der Permakultur“ von David Holmgreen (als Download auf permacultureprinciples.com11 frei verfügbar). Darin wird die systemische Denkweise des Permakultur Designs für die Entwicklung einer Kultur der Nachhaltigkeit, wie sie es im Wortsinne gemeint ist, und einer zukunftsfähigen Lebensweise erläutert. 

Dezentralisierung als lösungsorientierter Ansatz ist seit jeher ein wichtiger Bestandteil in der Baubiologie. Informativ und in globalen Kontext gesetzt ist in der Veröffentlichung „Wie wollen wir in Zukunft leben und wohnen?“12 von Architekt und Baubiologie Christoph Bijok im Baubiologie Magazin nachzulesen wie Verstädterung und die damit einhergehende sozialökologische Problematik zu bewerten und zu lösen ist. 

Großstädte haben ihren Sinn und Reiz, ohne Frage; jedoch ist ein wichtiger Bestandteil widerstandsfähigen Lebens die Aktionsfähigkeit eines jeden Systems. In Zeiten von Corona sehen wir, das globale Vernetzung, industrielles Outsourcing und Großstrukturen schnell an Ihre Grenzen kommen und ihre lebensfähig einbüßen. Meines Erachtens ist Selbtbemächtigung und -versorgung neben dezentralen Strukturen ein wichtiger Schritt in eine nachhaltigere Zukunft. 

1https://time.com/5819801/rethink-industrialized-farming-next-pandemic/ abgerufen 20.4.20

2Ebenda

3https://www.greenpeace-magazin.de/nachrichten/coronavirus-fluch-oder-segen-fuer-den-klimaschutz abgerufen 20.4.20

4https://www.sueddeutsche.de/politik/corona-klima-umweltbundesamt-1.4860713? abgerufen 20.04.20

5https://www.bbc.com/turkce/haberler-dunya-52273894 abgerufen 20.4.20 

6https://www.sueddeutsche.de/politik/coronavirus-klimawandel-nachhaltigkeit-1.4873975 abgerufen 20.4.20

7https://www.nzz.ch/wissenschaft/italien-weniger-smog-als-folge-der-coronakrise-ld.1546699 abgerufen 20.4.20

8https://www.arte.tv/de/videos/090637-071-A/re-sperrzone-norditalien/ abgerufen 20.4.20

9https://www.sueddeutsche.de/politik/coronavirus-klimawandel-nachhaltigkeit-1.4873975 abgerufen 20.4.20

10https://www.sueddeutsche.de/politik/corona-klima-umweltbundesamt-1.4860713? abgerufen 20.4.20

11https://files.holmgren.com.au/downloads/Essence_of_Pc_DE.pdf?_ga=2.152381113.1822318984.1587140125-1889978313.1570296282 abgerufen 20.4.20

12https://baubiologie-magazin.de/wollen-zukunft-leben-wohnen/?highlight=zukunft abgerufen 20.4.20

Ganzheitliche Betrachtung von Gesundheit

Der Einfluss der gebauten Umwelt auf unsere Gesundheit

Im Zuge der Corona-Krise wird deutlich, dass es wichtig ist, nicht nur die Maßnahmen zur Abwehr der Ansteckungsgefahr zu betrachten und einzuhalten, sondern auch die Abwehr unseres Körpers und damit die gesundheitliche Konstitution eines Jeden zu unterstützen. 

Das Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN gibt auf der baubiologischen Informationsplattform baubiologie-magazin.de diese Hinweise zur Situation. 

Krisen bergen viel Leid und Unglück, mit dem glücklicherweise im Falle der Corona-Pandemie seitens der Politik bewußt umgegangen wird. Gerade diese Krise der „Entschleunigung“ nun kann die Chance bergen zu reflektieren, unser Handeln zu betrachten und neue Wege durch die gegebene Zwangsläufigkeit einzuschlagen. Matthias Horx vom Zukunftsinstitut.de entwirft ein interessantes Szenario einer Post-Corona Gesellschaft, die hoffnungsvoll und ökosozial zugleich ist. Der umsichtige Umgang mit unseren Mitmenschen und unserer Erde ist fundamentales Unterfangen der Baubiologie. Gemeinschaft, Regionalität, natürliche Bauweisen und die Anerkennung von Handwerk und regionaler Werkschöpfung sind seit jeher Ziele der Baubiologie. Der mir oft in diesem Zusammenhang wichtige Satz „think global, act local“ fasst gut zusammen, dass wir die Verantwortung für unsere Erde in einer lokalisierten Lebensweise übernehmen sollten. Die globale Vernetzung dient uns dabei dafür uns als Weltenbürger anzuerkennen und gegenseitig unser anders sein zu schätzen und zu respektieren. 

Der Corona-Virus macht deutlich wie wichtig eine gute Gesundheit und unser Immunsystem gerade in einer globalisierten Welt sind.

Auch wir als Architekten können unseren Beitrag leisten, dass die Gesundheit des Menschen in seiner gebauten Umwelt unterstützt wird. Als Baubiologen sorgen wir vor und setzen Architektur um, die der Prämisse der Reduzierung von Belastungsfaktoren und Minimierung von Risiken mit negativer Auswirkung auf unsere Gesundheit folgt.

Verdeutlicht wird dies in der Aufstellung vom Baubiologen Uwe M. Venner, welches das IBN mit obigem Artikel veröffentlicht. Das Bauen mit Naturbaustoffen ist ein jahrtausendelang bewährtes Mittel um menschliche Behausungen zu schaffen. Dass dies auch in der modernen Architektur umgesetzt werden kann, zeigt sich an vielen Beispielen, wie ich in meinem Buch Baubiologie. Kriterien und architektonische Gestaltung zeige, wie sie aber auch im Netz vielerorts veröffentlicht sind (z.B. Rubrik gesund bauen des Portals baunetzwissen.de). Natürliche Baustoffe helfen schadstofffreier zu bauen und und das Raumklima in einen gesunden und behaglichen Bereich zu bringen. Die Reduzierung von Strahlung durch Abschirmung und Nutzung kabelgebundener Vernetzung gerade in Zeiten von wachsender Digitalisierung verhilft dazu, das uns seit jeher prägende, unseren Organismus in evolutionären Zeitspannen geformte natürliche Strahlungsumfeld zu bewahren. Die negativen Auswirkungen von elektromagnetischer und hochfrequenter Strahlung auf den menschlichen Organismus werden kontrovers diskutiert, und bergen schon alleine deswegen eine gewisse Legitimität in sich. 

Die Komplexität der biochemischen Auswirkungen von gebauter Umwelt auf unseren Körper zeigt sich auch in der Forschung der Architekturpsychologie – wie Räume auf uns wirken beeinflusst unsere psychische Gesundheit und damit unsere konstitutionelle Situation. Kulturhistorisch wird die Wirkung der gebauten Umwelt bereits lange genutzt1, nachzuvollziehen ist das in vielen Lehren (Vastu, Feng Shui) und Schriften (Zehn Bücher über Architektur, Vitruv) sowie in sakraler Architektur oder auch in Bauten für die Gesundheit2. Heutige Planung, die sich psychologischer Aspekte bedient (Bsp Bibliotheken3) und die Forschung4 auf diesem Gebiet geht von der Bedürfnisorientierung, also der Planung unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Nutzer, aus. Dabei ist Partizipation und die Möglichkeit des Nutzers zum selbstbestimmten Nutzen des Raumes ein wichtiger Aspekt. Auch die Wirkung von Farbe, Form, physiognomische Gestaltung der genutzten Gegenstände, Materialität von Oberfläche und Möbeln, Grün in Form von Pflanzen, Unfallverhütung, Angsträume, Identifikationsmöglichkeiten und der Heimatbegriff sind Themenfelder, die die baubiologische Architekturpsychologie betrachtet und die sich auf die Gesundheit des Menschen auswirken. 

Gesundheit basiert auf mehreren Pfeilern. Dazu gehören:

Ernährung – Bewegung – Entspannung – Umwelt – Bewußtsein5

Kurz zusammengefasst empfiehlt sich, sich natürlich, vollwertig und unbelastet zu ernähren, sich körperlich fit zu halten, mentalen und Umwelt-Stress abbauen zu lernen, sich der eigenen Verbundenheit bewußt zu sein und eine belastungsfreie und sozial intakte Umwelt sowie die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit zu pflegen (auch nachzulesen bei Rüdiger Dahlke).

Bleiben und erhalten Sie sich gesund. Gerne unterstütze ich Sie dabei.

Quellen:

1https://baubiologie-magazin.de/architekturpsychologie-gestaltungslehre/?highlight=architekturpsychologie – zuletzt abgerufen 24.03.2020

2https://www.ft.com/content/0249c3be-bce0-11e8-8dfd-2f1cbc7ee27c – zuletzt abgerufen 24.03.2020

3https://www.independent.co.uk/life-style/design/how-architecture-uses-space-light-and-material-to-affect-your-mood-american-institute-architects-a6985986.html?utm_medium=website&utm_source=archdaily.com – zuletzt abgerufen 24.03.2020

4https://www.sueddeutsche.de/geld/architektur-und-psychologie-planen-fuer-die-psyche-1.3564939 – zuletzt abgerufen 24.03.2020

5https://simonmcschubert.de/saeulen-der-gesundheit/ – zuletzt abgerufen 24.03.2020

Schadstoffe im Innenraum aus umweltmedizinischer Sicht.

Umwelteinflüsse begünstigen Entzündungen

Eindrucksvoll wurde auf der Jahrestagung der Umweltmediziner im November 2019 in Berlin der Zusammenhang von Umweltfaktoren und chronischen Entzündungen, einer „Pandemie in Zeitlupe“, aufgezeigt. Stark veränderte Umweltbedingungen führen nach umweltmedizinischer Ansicht bereits bei jungen Menschen in besorgniserregendem Maße zu chronischen Erkrankungen. Unter anderem werden neben veränderten Nahrungsmitteln, verstärkt auftretende Chemikalien und Kunststoffe im Lebensumfeld sowie einseitige Ernährung, Elektrosmog oder Feinstaubbelastungen als Ursachen angeführt. 

In seinem Vortrag „Systemische Entzündungen und Autoinflammation – Pathogenese und Diagnostik“ referiert Dr. Volker von Baehr vom Institut für Medizinische Diagnostik in Berlin über die Entstehungsprozesse von Entzündungen, die vor allem in der westlichen Welt auf Umweltfaktoren zurück zu führen sind. Diese Allergien, Autoimmunerkrankungen oder chronischen „Infektionen“ sind Ergebnis des Verlustes der Immuntoleranz, was mit einer immunologischen „Überreaktion“ einhergeht. Dominieren Entzündungsreaktionen verursachende Faktoren entsteht eine Immunhyperaktivität, die die Immuntoleranz stört. Neben den ernährungsbedingten oder der medizinischen, hygienischen Versorgung bzw. der Körperpflege geschuldeten Faktoren sind sogenannte Triggerfaktoren auch Umwelteinflüsse aus Farben, Lösemitteln, Flammschutzmittel, Weichmachern, Bioziden, Haustierhaltung, „sterilen“ Wohnbedingungen, Individual- und Flugverkehr durch Schadstoffeintrag in Luft und Böden, Wasserfilter, Lärmbelästigung, Mobilfunk, elektromagnetische Felder, Schadstoffe aus Verbrennung, Abgasen, Pyro- und Drucktechnik, Ozonbelastung, sozialem Stress, Verunreinigung von Böden und Meeren sowie luftdichte und eine hohe Materialvielfalt aufweisende Bauweisen u.v.a.m. Zusätzlich sind Mehrfachbelastungen durch die Einwirkung mehrerer Faktoren zu berücksichtigen. Wie Umwelteinflüsse chronische Entzündungen auslösen verdeutlicht folgende Graphik aus Dr von Baehr’s Vortrag. 

Dr. Volker von Baehr: akute Entzündung durch „Unnatürliche“ Triggerfaktoren

Triggerfaktoren bewirken eine Immunaktivierung, die die Immuntoleranz herabsetzt und bei verstärkter Exposition zu Sensibilisierungen führt, so dass andauende Entzündungsprozesse im Organismus bestehen. Toxische Belastungen und Allergien verursacht durch Triggerfaktoren wie Schimmelpilze, Hausstaub, Metalle, Kunststoffe, Weichmacher, Biozide etc. entstehen. Chronischen Entzündungen führen dazu, dass das Immunsystem alle Energie- und Vitalstoffreserven an sich zieht und das Nervensystem sowie das Muskuläre Gewebe auf Sparflamme arbeiten und anfällig für Folgeerkrankungen werden. Chronische Entzündungen fördern dadurch Krankheitsbilder wie Arterisklerose, Insulinresistenz (Diabetesgefahr) und führen zu Schmerzen. Die komplementäre Therapie bei chronischen Entzündungserkrankungen sollte in der Reduzierung der Triggerfaktoren durch entsprechendes individuelles Verhalten und gesunde Gestaltung der gebauten Umwelt, sowie der Stärkung der (Selbst)Regulationssysteme durch Zufuhr von Vitalstoffen sein. 

Baubiologisches Bauen reduziert „Trigger-“ bzw. Risikofaktoren, indem ein gesundes Raumklima geschaffen wird. Dieses Vorgehen verzichtet auf Schadstoffe (aus Kunststoffen, Weichmachern, Flammschutzmitteln, Lösemitteln oder anderweitige Schadstoffe beinhaltenden Zusatzstoffen), beachtet ein den biologischen Bedingungen angepaßtes Elektroklima (Reduzierung von Belastungen aus künstlicher Hochfrequenz oder elektrischen und magnetischen Gleich- und Wechselfeldern) und bedient sich einer einfachen Bauweise mit natürlichen, naturbelassenen Materialien. So reduzieren sich Emissionsquellen und Belastungen. Es wird ein Wohnumfeld geschaffen, in dem Regenerationsprozesse statt finden und Selbstregulationssysteme aktiv werden können. 


Quellen: 

1. Der Verband Baubiologie präsentiert sich auf der 18. Umweltmedizinischen Jahrestagung, 

https://www.verband-baubiologie.de/info-portal/aktuelles/153-der-verband-baubiologie-praesentiert-sich-auf-der-18-umweltmedizinischen-jahrestagung.html

zuletzt abgerufen 08.01.2020

2. Dr Volker von Baehr: Systemische Entzündungen und Autoinflammation – Pathogenese und Diagnostik,

https://www.dbu-online.de/fileadmin/user_upload/Vortraege/JT_2019/1_Dr._Volker_von_Baehr_-_Systemische_Entzuendung_-_Pathogenese_und_Diagnostik.pdf

zuletzt abgerufen 08.01.2020